Die Zusammenarbeit mit einer Agentur beginnt meist mit großen Hoffnungen und Erwartungen. Doch was passiert, wenn die versprochenen Ergebnisse ausbleiben? In Deutschland geben laut einer Studie des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) rund 67 Prozent der Unternehmen an, mindestens einmal enttäuscht von einer beauftragten Agentur gewesen zu sein. Die Gründe reichen von mangelnder Kommunikation bis hin zu nicht erreichten KPIs. Dieser Artikel zeigt Ihnen praxisnahe Lösungsansätze, wenn die Zusammenarbeit mit Ihrer Agentur nicht wie erhofft verläuft.
Die häufigsten Enttäuschungen in der Agentur-Kunden-Beziehung
Bevor wir über Lösungen sprechen, sollten wir verstehen, wo typische Probleme entstehen. Eine aktuelle Erhebung des Deutschen Instituts für Marketing zeigt, dass besonders im Bereich Social Media Marketing die Erwartungshaltung oft besonders hoch ist. Etwa 72 Prozent der Kunden erwarten messbare Ergebnisse innerhalb der ersten drei Monate.
Zu den häufigsten Enttäuschungen zählen unzureichende Performance-Ergebnisse, mangelnde Transparenz und fehlende Kommunikation. "Viele Kunden fühlen sich im Dunkeln gelassen, wenn es um konkrete Zahlen und Strategien geht", erklärt Marketingexperte Thomas Müller vom Deutschen Marketing Verband.
Besonders in Deutschland, wo Präzision und Zuverlässigkeit hochgeschätzte Werte sind, wiegen solche Enttäuschungen schwer. Die Folge: Fast 40 Prozent aller Agenturbeziehungen werden innerhalb des ersten Jahres beendet – oft ohne den Versuch, die Probleme konstruktiv zu lösen.
Woran erkennen Sie, dass etwas nicht stimmt?
Die frühzeitige Erkennung von Problemen kann viel Zeit und Frustration sparen. Achten Sie auf diese Warnsignale:
- Vereinbarte Deadlines werden regelmäßig nicht eingehalten
- Reports werden verspätet oder gar nicht geliefert
- Ihre Ansprechpartner wechseln häufig
- Anfragen werden nur zögerlich beantwortet
- Die Agentur vermeidet konkrete Aussagen zu Ergebnissen
Ein besonders deutliches Warnsignal ist das ständige Verschieben von Terminen. "Wenn Ihre Agentur mehr Zeit mit Ausreden als mit Ergebnissen verbringt, sollten die Alarmglocken läuten", warnt Social-Media-Beraterin Julia Schneider aus Berlin.
Auch fehlende Transparenz bei der Verwendung des Budgets kann problematisch sein. Eine Umfrage unter mittelständischen Unternehmen in Deutschland ergab, dass 58 Prozent der Befragten nicht genau wissen, wofür ihr Agenturbudget tatsächlich verwendet wird. Diese Intransparenz führt zwangsläufig zu Misstrauen und Unzufriedenheit.
Der richtige Zeitpunkt für ein klärendes Gespräch
Wann ist der richtige Moment, um Probleme anzusprechen? Die kurze Antwort: So früh wie möglich. Viele Unternehmen in Deutschland warten zu lange, bis sich kleinere Unstimmigkeiten zu echten Problemen entwickelt haben. Eine Studie der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin zeigt, dass Unternehmen durchschnittlich 4,7 Monate warten, bevor sie Probleme mit ihrer Agentur offen ansprechen.
Idealerweise sollten Sie bereits beim ersten Anzeichen von Unzufriedenheit das Gespräch suchen. Sammeln Sie konkrete Beispiele und Daten, die Ihre Bedenken untermauern. "Vage Beschwerden führen selten zu konkreten Verbesserungen", betont Kommunikationsexperte Dr. Andreas Weber. "Je spezifischer Ihre Kritik, desto konstruktiver kann das Gespräch verlaufen."
Planen Sie das Gespräch sorgfältig. Vereinbaren Sie einen Termin mit ausreichend Zeit und machen Sie deutlich, dass es um grundsätzliche Aspekte der Zusammenarbeit geht. Ein spontanes Telefonat zwischen Tür und Angel ist für solche Themen ungeeignet.
Die professionelle Kommunikation von Unzufriedenheit
Die Art und Weise, wie Sie Ihre Unzufriedenheit kommunizieren, kann entscheidend für den weiteren Verlauf der Zusammenarbeit sein. In Deutschland neigen wir manchmal dazu, entweder zu direkt oder zu zurückhaltend zu sein – beides kann kontraproduktiv wirken.
Beginnen Sie das Gespräch mit positiven Aspekten der Zusammenarbeit, bevor Sie Ihre Bedenken äußern. Verwenden Sie die "Sandwich-Methode": Positives – Kritik – Positives. Formulieren Sie Ihre Kritik als Ich-Botschaften: "Ich habe den Eindruck, dass..." statt "Sie haben versagt bei..."
Vermeiden Sie pauschale Vorwürfe und bleiben Sie bei konkreten Fakten. "Wir haben seit drei Monaten keine Steigerung der Engagement-Rate gesehen, obwohl dies als Hauptziel definiert wurde" ist konstruktiver als "Ihre Arbeit bringt überhaupt nichts".
Ein Praxisbeispiel aus München zeigt, wie es gehen kann: Ein mittelständisches Unternehmen war unzufrieden mit den Ergebnissen seiner Social-Media-Kampagnen. Statt den Vertrag sofort zu kündigen, lud der Geschäftsführer die Agentur zu einem Workshop ein, bei dem gemeinsam die Ziele neu definiert wurden. Das Ergebnis: Nach einer dreimonatigen "Bewährungsphase" mit klaren KPIs verbesserte sich die Performance deutlich.
Konkrete Lösungsansätze für typische Probleme
Je nach Art des Problems gibt es unterschiedliche Lösungsansätze. Hier finden Sie konkrete Handlungsempfehlungen für die häufigsten Schwierigkeiten:
Problem: Mangelnde Kommunikation
Etablieren Sie feste Kommunikationsrhythmen mit klaren Agenden. Vereinbaren Sie wöchentliche Status-Calls und monatliche Performance-Reviews. Definieren Sie verbindliche Reaktionszeiten für E-Mails und Anfragen – in Deutschland liegt der Branchenstandard bei maximal 24 Stunden für eine erste Rückmeldung.
Nutzen Sie kollaborative Tools wie Asana, Trello oder Microsoft Teams, um Projekte transparent zu verfolgen. "Digitale Projektmanagement-Tools schaffen Verbindlichkeit und reduzieren Missverständnisse erheblich", bestätigt Digital-Expertin Sabine Kraus.
Problem: Unzureichende Ergebnisse
Überprüfen Sie gemeinsam mit der Agentur, ob die ursprünglich definierten KPIs realistisch waren. Oft liegt das Problem in überzogenen Erwartungen oder zu kurzen Zeiträumen. Eine realistische Zielsetzung ist entscheidend für den Erfolg.
Vereinbaren Sie einen konkreten Maßnahmenplan mit Meilensteinen und messbaren Zwischenzielen. Legen Sie fest, welche Konsequenzen eintreten, wenn diese nicht erreicht werden – von Budgetanpassungen bis hin zu Vertragsauflösungen.
Problem: Fehlende Kreativität und Innovation
Regen Sie einen gemeinsamen Kreativ-Workshop an, bei dem neue Ideen entwickelt werden. Bringen Sie Beispiele erfolgreicher Kampagnen mit, die Sie inspirierend finden.
Erwägen Sie ein Rotationsprinzip innerhalb der Agentur, bei dem regelmäßig frische Perspektiven in Ihr Projekt eingebracht werden. Viele Agenturen in Deutschland haben solche Modelle bereits etabliert, um "Betriebsblindheit" zu vermeiden.
Wann ist es Zeit, die Zusammenarbeit zu beenden?
Trotz aller Bemühungen gibt es Situationen, in denen eine Trennung unvermeidbar ist. Laut einer Erhebung des Deutschen Marketing Monitors sind dies die häufigsten Gründe für Agenturwechsel in Deutschland:
- Anhaltend schlechte Performance trotz mehrfacher Nachbesserungsversuche (37%)
- Vertrauensverlust durch Intransparenz oder Unehrlichkeit (29%)
- Kulturelle Inkompatibilität und unterschiedliche Arbeitsweisen (18%)
- Budgetäre Gründe und Preiserhöhungen (12%)
- Strategische Neuausrichtung des Unternehmens (4%)
Der Entscheidungsprozess sollte wohlüberlegt sein. "Ein Agenturwechsel ist immer mit Kosten und Wissensverlusten verbunden", gibt Marketingprofessor Dr. Michael Bernecker zu bedenken. "Kalkulieren Sie einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten ein, bis eine neue Agentur vollständig eingearbeitet ist."
Bevor Sie den endgültigen Schritt gehen, sollten Sie eine ehrliche Bilanz ziehen: Wurden alle Möglichkeiten zur Verbesserung ausgeschöpft? Sind die Probleme tatsächlich auf Seiten der Agentur oder könnten auch interne Faktoren eine Rolle spielen?
Die professionelle Trennung – So geht's
Wenn die Entscheidung zur Trennung gefallen ist, sollte diese professionell und fair umgesetzt werden. In Deutschland gelten besondere vertragliche Regelungen, die Sie beachten sollten.
Prüfen Sie zunächst die Kündigungsfristen in Ihrem Agenturvertrag. Typischerweise liegen diese zwischen einem und drei Monaten. Beachten Sie auch eventuelle Sonderregelungen für laufende Projekte oder gebuchte Mediabudgets.
Kommunizieren Sie Ihre Entscheidung persönlich und nicht per E-Mail. Ein offenes Gespräch ermöglicht einen würdigen Abschluss der Zusammenarbeit. Vermeiden Sie Schuldzuweisungen und konzentrieren Sie sich auf die sachlichen Gründe.
Planen Sie die Übergabe sorgfältig. Erstellen Sie eine detaillierte Checkliste mit allen Zugängen, Materialien und laufenden Kampagnen, die übergeben werden müssen. "Eine strukturierte Übergabe ist der letzte Dienst, den eine professionelle Agentur ihrem Kunden erweisen sollte", betont Agenturberater Markus Schmidt.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Hamburger E-Commerce-Unternehmen trennte sich nach zwei Jahren von seiner Social-Media-Agentur. Trotz der Enttäuschung vereinbarten beide Parteien einen vierwöchigen Übergabezeitraum, in dem die alte Agentur die neue einarbeitete. Diese professionelle Handhabung ermöglichte einen nahtlosen Übergang ohne Performance-Einbrüche.
Die richtige Wahl einer neuen Agentur
Nach negativen Erfahrungen ist die Auswahl einer neuen Agentur besonders wichtig. Nutzen Sie die gewonnenen Erkenntnisse, um diesmal die richtige Entscheidung zu treffen.
Definieren Sie präzise, was Sie von der neuen Zusammenarbeit erwarten. Erstellen Sie ein detailliertes Briefing, das nicht nur Ihre Ziele, sondern auch Ihre Arbeitsweise und Kommunikationserwartungen umfasst. Auf unserer Seite finden Sie hilfreiche Vorlagen für ein effektives Agentur-Briefing.
Achten Sie bei der Auswahl besonders auf Referenzen und Fallstudien. Sprechen Sie idealerweise mit bestehenden Kunden der Agentur. In Deutschland gibt es zudem Branchenverzeichnisse wie das BVDW-Qualitätssiegel, die bei der Vorauswahl helfen können.
Vereinbaren Sie von Anfang an klare KPIs und Reportingstrukturen. "Die besten Agenturbeziehungen basieren auf Transparenz und messbaren Zielen", erklärt Digital-Stratege Paul Winterstein. "Wenn eine Agentur vor konkreten Erfolgsmessungen zurückschreckt, ist das ein Warnsignal."
Besonders wichtig: Achten Sie auf die persönliche Chemie mit Ihren Ansprechpartnern. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit basiert nicht nur auf fachlicher Kompetenz, sondern auch auf Vertrauen und ähnlichen Wertvorstellungen.
Fazit: Aus Enttäuschungen lernen und gestärkt weitergehen
Enttäuschungen in der Zusammenarbeit mit Agenturen sind keine Seltenheit – nicht nur in Deutschland. Entscheidend ist, wie Sie damit umgehen. Eine konstruktive Herangehensweise kann die Zusammenarbeit oft noch retten und sogar verbessern. Wenn eine Trennung unvermeidbar ist, sollten Sie diese als Chance für einen Neuanfang betrachten.
Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:
- Sprechen Sie Probleme frühzeitig an und bleiben Sie dabei konkret und lösungsorientiert
- Definieren Sie klare KPIs und Kommunikationsstrukturen
- Geben Sie der Agentur die Chance zur Nachbesserung mit konkreten Zeitvorgaben
- Wenn eine Trennung unvermeidbar ist, gestalten Sie diese professionell und fair
- Nutzen Sie die gewonnenen Erkenntnisse bei der Auswahl einer neuen Agentur
Letztendlich geht es um eine partnerschaftliche Beziehung auf Augenhöhe. "Der Erfolg einer Agentur-Kunden-Beziehung hängt von beiden Seiten ab", resümiert Kommunikationsexpertin Dr. Claudia Weber. "Transparenz, realistische Erwartungen und offene Kommunikation sind der Schlüssel – von beiden Seiten."
Häufig gestellte Fragen
Wie lange sollte ich einer Agentur Zeit geben, bevor ich Ergebnisse erwarte?
Im Social Media Marketing sollten erste Tendenzen nach 1-2 Monaten erkennbar sein. Signifikante Ergebnisse zeigen sich in der Regel nach 3-6 Monaten. In Deutschland neigen Unternehmen dazu, zu schnelle Ergebnisse zu erwarten – Experten empfehlen jedoch, besonders bei organischen Strategien mehr Geduld zu haben.
Kann ich eine Agentur vorzeitig kündigen, wenn ich unzufrieden bin?
Das hängt von Ihrem Vertrag ab. Die meisten Agenturverträge in Deutschland enthalten Klauseln zu außerordentlichen Kündigungen bei schwerwiegenden Vertragsverletzungen. Prüfen Sie Ihren Vertrag oder lassen Sie ihn von einem Rechtsexperten prüfen. Bei nachweisbaren Leistungsmängeln besteht oft die Möglichkeit einer vorzeitigen Vertragsauflösung.
Wie viel Kommunikation mit meiner Agentur ist normal?
Der Branchenstandard in Deutschland umfasst in der Regel wöchentliche Status-Updates und monatliche Performance-Reviews. Bei größeren Projekten oder in intensiven Kampagnenphasen kann die Kommunikation deutlich häufiger sein. Entscheidend ist, dass die Kommunikationsfrequenz zu Beginn der Zusammenarbeit klar definiert wird.
Sollte ich meiner Agentur eine zweite Chance geben?
Wenn die Agentur Einsicht zeigt, konkrete Verbesserungsvorschläge macht und bisher keine grundlegenden Vertrauensprobleme aufgetreten sind, kann eine zweite Chance sinnvoll sein. Definieren Sie jedoch klare Bedingungen und einen festen Zeitrahmen für die Nachbesserung. Studien zeigen, dass etwa 40% der "zweiten Chancen" zu einer langfristig erfolgreichen Zusammenarbeit führen.
Wie finde ich heraus, ob meine Erwartungen realistisch sind?
Vergleichen Sie Ihre Erwartungen mit Branchenbenchmarks und Erfahrungswerten. Viele Branchenverbände in Deutschland veröffentlichen regelmäßig Studien zu durchschnittlichen Performance-Werten. Holen Sie sich bei Unsicherheit eine unabhängige Zweitmeinung von einem Berater oder einer anderen Agentur ein. Auf unserer Website finden Sie auch aktuelle Benchmarks für verschiedene Social-Media-Kanäle.



